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Danke an "Wut auf der Straße - Protest in Bildern" - VSH 2014 |
Beweggründe
für (m)eine vegane Lebensweise und Erläuterungen für
Neueinsteiger_innen
Hinweis
vorab:
Zunächst
möchte ich darauf hinweisen, dass dieser Artikel und die
dazugehörige Informationssammlung/ das Glossar eine
Zusammenfassung meiner persönlichen Beweggründe für
eine vegane und politische Lebensweise darstellen.
Ich
versuche in dem mir möglichen Maße mit den angegebenen Quellen den
Sinn und Zweck dieser Lebensweise herauszustellen und zu
begründen, sowie die wichtige Vernetzung des Veganismus mit
anderen politischen Themenbereichen des linken Spektrums
hervorzuheben. Ich werde bereits getätigte Aussagen aufgreifen und
für meine persönliche Begründung nutzen, sowie für mich sinnvolle
Definitionen, unter anderem verfasst von anderen Autor_innen, im Glossar
vorstellen, bzw. zitieren.
Somit
ist dies ein in großenTeilen sehr persönlicher Text und soll
eine Zusammenfassung und einfache Erläuterung der für mich
wichtigen politischen Aspekte darstellen. Dieser Text erhebt
dementsprechend keinen Anspruch auf Vollständigkeit aller politisch
und ethisch möglichen Beweggründe. Ferner ist er, im Gegensatz zu
Teilbereichen des Glossars, bewusst nicht wissenschaftlich
formuliert, um insbesondere Menschen anzusprechen, die keine
wissenschaftliche Literatur lesen möchten. Er soll spezifische
Schlagwörter oder Begriffe einführen und erläutern, die
vielleicht nicht allen Neueinsteiger_innen geläufig sind, welche
sich in einem Maße für die vegane Lebensweise interessieren, das
über den rein sportlichen oder gesundheitlichen Aspekt hinausgeht.
Ich
konzentriere mich in diesem Artikel auf die politischen und
ethischen Beweggründe und vernachlässige bewusst die
ökologischen und gesundheitlichen Faktoren. Des Weiteren werde ich
im Anschluss an den Artikel Fragen erläutern, die mir von
Freund_innen und Leser_innen zugesandt wurden.
Wer
keine Lust auf wissenschaftliche Einleitungen hat, bitte ab
hier weiterlesen:
Und
jetzt Schluss mit dem offiziellen Teil...
...ich
möchte euch meine ethischen und politischen Beweggründe für eine
vegane Lebensweise erläutern. Um diese klar darlegen zu können,
möchte ich damit beginnen, wie ich den Veganismus für mich
entdeckte und wie sich diese Lebensphilosophie in meine politischen
Werte und Sichtweisen einfügte und weiterentwickelte. Vorsicht,
manchmal können ironische Untertöne auftreten. ;-)
Wie
wurde ich vegan?
Alles
begann im zarten Alter von 15 Jahren (für meinen Teil reichlich
spät), als ich über mein soziales Umfeld den Vegetarismus für mich
entdeckte. Damals noch ziemlich blauäugig was Tierrechte anging,
beschloss ich fleischfrei zu leben, „der Tiere und des Methans“
wegen. Meine erste „Begegnung“ mit der Massentierhaltung war der
Film „Meet your meat“(http://www.peta.org/videos/meet-your-meat/).
Heutzutage nehme ich Abstand von PETA aufgrund ihrer sexistischen
Werbung und der Holocaust-Vergleiche
(http://viruletta.blogsport.de/2012/02/28/sexismus-gegen-tierausbeutung/).
Für mich passt Sexismus nicht zu Tierbefreiungsarbeit, aber dazu
etwas mehr im Absatz „Verbindung
von Tierbefreiung und linker Theorie – Wozu?“.
Alternativer
Kleinstadt Flair umgeben von landwirtschaftlicher Nutzfläche
Mein
Umfeld half mir damals sehr gut, mich ohne Fleisch zurechtzufinden.
Vegetarismus ist für manche Neueinsteiger_innen meiner Meinung nach
ein geeigneter Einstieg, um sich an die vegane Ernährung
heranzutasten. Ein Freund versuchte sich damals schon am Veganismus,
scheiterte aber kläglich am Käse (in einer Kleinstadt der 2000er
Jahre, gab es keine Alternativen). Durch meine Familie entdeckte ich
das Kochen für mich und fing an, öfter vegetarische Gerichte
auszuprobieren. Mehr als die Ernährung, interessierte mich leider zu
diesem Zeitpunkt noch nicht so richtig, weshalb ich erst etwas später
die Politik, Philosophie und vegane Lebensweise für mich entdeckte.
Mit
18/ 19 begann ich sehr viel zu backen, witzigerweise vor allem vegan,
obwohl ich noch Vegetarierin war. Ich probierte die verschiedensten
Toppings für Cupcakes aus und hatte eine wahre Freude daran, sie
genauso, wenn nicht sogar schmackhafter als pflanzliche Alternative
nachzumachen.
Vegane
Koch-Freunde sind empfehlenswert
Mit
Anfang Zwanzig lernte ich einen Veganer kennen, der meine Liebe zum
Kochen teilte, allerdings schon sehr viel bewanderter im Zubereiten
veganer Gerichte und Würzen war (merkt euch das, nicht zu sparsam
würzen, traut euch). Auch meine beste Freundin war schon lange
Vegetarierin und versuchte sich am Veganismus. Diese Freundschaften
und das regelmäßige Kochen waren der Anstoß für meinen Willen
vegan zu leben und mich noch stärker in die ethische und politische
Literatur einzuarbeiten.
ENDLICH
vegan - gar nicht so einfach!
Im
Jahr 2012 scheiterte auch ich noch kläglich am Käse (mittlerweile
verwende ich eher selten Ersatzprodukte). Anfangs waren diese „gelben
Scheiben“, wie ich den Käseersatz "liebevoll" nenne, eine gute
Möglichkeit, um sein gewohntes Ernährungsumfeld nicht zu weit zu
verlassen, und sich langsam an eine vegane Küche zu gewöhnen. Das
erste halbe Jahr war manchmal ziemlich schwierig, sowohl für meine
Darmflora als auch für mich. Mein Körper zeigte mir deutlich, dass
ich die jahrelange Ernährung mit Milchprodukten nicht so einfach
umstellen konnte, ohne dass wir darunter etwas leiden durften. Tja,
das war wohl die Strafe, aber meine Eltern früher, und auch später
ich, wussten es leider nicht besser.
Die
Mühe lohnte sich allerdings, denn nachdem ich viele neue leckere
Gerichte und Zutaten (Quinoa, Tofu, verschiedenste Bohnen,
Pflanzenmilch, selbstgemachte Aufstriche, Hoummus, Seitan, Bulgur,
Couscous, usw.) entdeckte, sowie alle möglichen altbekannten
Gerichte (Bolgonese, Lasagne, Pfannkuchen, Teigtaschen, Salate,
Mayonaisse, Mousse au chocolat, Torten, Cupcakes, Hefeschmelz, usw.)
als vegane Variante noch viel besser herstellen konnte, fing es
zeitgleich an, dass ich die vegetarischen Produkte nicht mehr auf
meinem Teller vermisste.
Beweggründe?!
Im
Folgenden beschreibe ich die politischen und ethischen Inhalte,
die mich zusätzlich zu den gesundheitlichen und Umwelt-spezifischen
Vorteilen (Filmtipp: Gabel statt Skalpell) von einer veganen
Ernährung überzeugten und stetig überzeugen. Die hervorgehobenen
Links führen direkt zum passenden Glossar-Artikel, so
dass ihr dort noch einmal genau nachlesen könnte, wie der jeweilige
Begriff definiert ist.
Warum
ist Veganismus für mich konsequenter als Vegetarismus?
Zuallererst
möchte ich deutlich machen, dass ich jeden Omnivoren begrüße, der
sich für Vegetarismus oder Veganismus interessiert, genauso wie
jeden Vegetarier. Ich finde es toll, wenn man aktiv wird, das ist ein
erster Schritt in die pflanzliche Richtung. Daher freue ich
mich auch, wenn ihr eure Fragen an mich schickt. Ich war selber in
der Situation, Vegetarierin und später Veganerin zu werden und hatte
immer Freunde, die mich dabei anfangs unterstützt haben und auch
heute noch bereichern.
Vegetarismus
beinhaltet ja den Verzehr von Milch- und Eiprodukten, Honig und
Gelatine. Ein Grund, der mich dazu brachte, vegan zu werden. Denn
wie wahrscheinlich bekannt, werden auch in der Milch- und
Eierproduktion viele Leiden bei den nichtmenschlichen Tieren
verursacht (Eier: http://www.animalequality.de/essen/eier
und Milch: http://www.animalequality.de/essen/milch). Kälber werden
viel zu früh von ihren Müttern getrennt, Milchkühe werden
permanent trächtig gehalten, Hühner in enge Gruppenkäfige oder in
Massen eingesperrt. Ein erster Schritt kein Fleisch zu essen, um
Tierleid zu vermeiden, geht schon in die richtige Richtung,
aber um konsequent zur Überzeugung zu leben, sollte man den
logischen Schritt zum Veganismus gehen, um Tierleid vollständig
aus der Ernährung und aus seinem Leben zu verbannen.
Warum
Antispeziesismus?
Der
Begriff Antispeziesismus lief
mir ziemlich schnell über den Weg, als ich anfing, mich zumeist
online über Tierrechte und Tierethik zu informieren. Da ich in einer
Kleinstadt wohnte, gab es keine anderen Anlaufstellen vor Ort, um
möglicherweise Veganer_innen kennenzulernen und sich auszutauschen.
Mich überzeugte unter anderem der Aspekt, dass Speziesismus
in unserer Gesellschaft Gang und Gäbe ist, lernte ich doch bereits
in der Schule vom „König der Nahrungskette: Mensch“, und dass
nichtmenschliche Tiere weniger wert wären, da sie „weniger
intelligent“ seien. Dass sie dabei oft ganz andere Fähigkeiten
aufweisen, von denen menschliche Tiere nur träumen könnten, lässt
unsere Gesellschaft dabei oft außer Acht.
Ich
behandle den Kater bei uns auch wie einen Mitbewohner und nicht wie
ein zu erziehendes Objekt meiner Belustigung
(nebenbei bemerkt, denke und hoffe ich, dass auch viele Omnivore ("Alles_Esser_Innen") ihre
„Haustiere“ so ebenbürtig behandeln). Ich kann mir nicht (mehr)
vorstellen, selbst die kleinsten Lebewesen (z.B. Spinnen und
Insekten) bewusst zu töten, weil sie „eklig“ wären (Um Fragen
vorweg zu nehmen: Ja, ich fahre Auto und ja, es kann sein, dass dort
mal eine Mücke auf der Scheibe landet). Für mich haben alle Wesen
ein Recht auf Leben und ein Recht darauf, respektvoll behandelt zu
werden. Ich möchte mich nicht in speziesistischer Weise über ein
Schwein, eine Mücke oder einen Elefanten stellen. Jedes
Lebewesen hat einzigartige Fähigkeiten, soziale Konstrukte und ist
in seiner individuellen Weise ein wertvoller Bewohner unseres
Planeten. Daher stellt eine
antispeziesistische Sichtweise für mich die logische Konsequenz dar.
Wer noch mehr über ethische Beweggründe erfahren möchte, dem
empfehle ich das Buch „Artgerecht ist nur die Freiheit“ von Hilal
Sezgin.
Was
hat Karnismus damit zu tun? – Eine unsichtbare Ideologie
Auch
der Begriff des Karnismus
ist hier erwähnenswert, denn genau der Aspekt, dass Menschen ihre
„Haustiere“ liebevoll behandeln, während sie gleichzeitig andere
nichtmenschliche Tiere auf ihren Tellern beherbergen, ist, wenn man
es genauer betrachtet, ein Paradoxon.
Die meisten Menschen würden sicher behaupten, dass sie Tiere mögen,
aber wenn es um den Geschmack geht, hört diese Tierliebe häufig
auf. Die Idee, dass hinter diesem einvernehmlichen Fleischgenuss eine
Ideologie schlummert, finde ich sehr einleuchtend, denn genauso wie
man Überzeugungen als Veganer_in pflegt, werden in Großteilen der
Gesellschaft Überzeugungen bzgl. „Fleisch essen“ oder „Leder
tragen“ seit Generationen weitergegeben. Aus dieser unsichtbaren
Ideologie
seines sozialen Umfeldes auszubrechen ist nicht immer einfach, sie
sichtbar zu machen erst recht nicht, doch wenn man die aktuellen
Entwicklungen des „Vegan-Hypes“
betrachtet, wird es immer einfacher (Tipp: „Vegan Hype“ -
lesenwerter, kritischen Artikel von der Antispe Tuebingen).
Wie
werde ich aktiv?
In
den großen Medien wird häufig der Unterschied zwischen der
Tierschutz-, Tierrechts- und Tierbefreiungsbewegung
verwaschen. Das Buch
„Tierbefreiung“
hat mir sehr geholfen, mich umfassend über die Bewegungen, ihre
Profile und Probleme zu infomieren. Ich kann es euch nur wärmstens
empfehlen, wenn ihr noch neu in der Materie seid. Für den schnellen
Überblick könnt ihr einfach auf den oberen Links die
Kurzdefinitionen im Glossar
finden.
Wenn
man in einer Kleinstadt lebt, bekommt man eher weniger von der
Tierbefreiungsbewegung mit und je öfter ich Personen oder
Gruppierungen treffe oder an Veranstaltungen teilnehme, desto mehr
merke ich, dass Unstimmigkeiten zwischen einzelnen
Gruppen herrschen, z.B. was die politische Ausrichtung im Kampf um
die Freiheit aller Lebewesen anbelangt. Ich denke, dass es sinnvoll
wäre, zusammenzuarbeiten, da im Grunde alle
zum Wohle der nichtmenschlichen Tiere
handeln und eine extreme Zersplitterung sowie Streit zwischen den
einzelnen Bewegungen weniger erreichen würde, als wenn alle an einem
Strang zögen, so gut es eben geht.
Problematisch
wird es natürlich, wenn elitäres Gebaren stattfindet,
Neueinsteiger_innen keine
Teilnahmemöglichkeiten
eröffnet und emanzipatorisch Werte vernachlässigt werden, hier kann
eine Einigung innerhalb der Bewegung dann deutlich erschwert sein.
Ihr
solltet euch einfach (online) informieren, welche Gruppen
es in eurem Umfeld
gibt, zu Voküs und Küfas (Kochveranstaltungen mit veganem Essen
gegen Spende und ggf. Vorträgen/Filmabenden, etc.) oder anderen
veganen Veranstaltungen gehen, um neue Kontakte zu knüpfen und dann
selbst entscheiden, ob ihr euch lieber im Tierschutz,
Tierrecht und/ oder der Tierbefreiung
engagieren möchtet und welche Gruppe euch thematisch anspricht.
Natürlich könnt ihr auch selbst eine Gruppe gründen oder allein
aktiv werden.
Was
sind Lebenshöfe?
Eine
weitere Möglichkeit, aktiv zu werden, ohne einer Gruppe beizutreten,
ist die Unterstützung von „Tierrechts-Vereinen“. Ich unterstütze
einen Verein für Lebenshöfe und bin Patin des Schweins Betty.
Ich freue mich, wenn ich einen kleinen Beitrag für ihr angenehmes
Leben leisten kann.
Lebenshöfe
sind meiner Meinung nach ein weiterer wichtiger
Bestandteil der Tierbefreiungsbewegung.
Hier können unter anderem gerettete nichtmenschliche Tiere aus der
Massentierhaltung ihren Lebensabend verbringen und Alternativen zum
gesellschaftlichen Zusammenleben zwischen menschlichen und
nichtmenschlichen Tieren getestet und gelebt werden. Diese Höfe und
Vereine sind auf Spenden angewiesen und sind essentiell, um in
kleinen Schritten die Unterbringung der Überlebenden aus der
aktivistischen Arbeit zu ermöglichen und ein zukünftiges
friedliches Zusammenleben von „Mensch“ und „Tier“ zu fördern.
Verbindung
von Tierbefreiung und linker Theorie – Wozu?
Auf
Grund meiner Sozialisation wurden mir schon sehr früh Werte
vermittelt, die sich auch im linken Spektrum wiederfinden, z.B.
soziales Verhalten, offen für andere Kulturen zu sein, freiheitlich
leben zu wollen, Gleichberechtigung, Toleranz und Ablehnung von
Rassismus, Homophobie und Fremdenfeindlichkeit (Xenophobie).
Dementsprechend
wurde meine politische Entwicklung beeinflusst und meine Werte fand
ich in den emanzipatorischen Bewegungen (z.B. Antirassismus,
Antisexismus, Feminismus, Antispeziesismus ...) natürlich wieder.
Als
ich den Veganismus für mich entdeckte und mich in die Theorien der
Tierbefreiung einarbeitete, fügten sich die Forderungen nach der
Befreiung und Gleichberechtigung, bzw. die Überwindung der
Unterdrückung der nichtmenschlichen Tiere, nahtlos ein in die
Forderungen und Theorien der anderen emanzipatorischen Bewegungen.
Für
mich war und ist ein Unterschied in dieser Hinsicht zwischen
menschlichen und nichtmenschlichen Tieren nicht gegeben.
Wieso
sollte man nicht allen Lebewesen zugestehen, ein freies
Leben ohne
unnötiges Leid zu führen?
Wenn
auf der Erde die Ressourcen ausreichen, um alle Menschen pflanzlich
zu ernähren
(http://www.nbcnews.com/science/feed-4-billion-more-skip-meat-milk-eggs-study-says-6C10848930),
wozu
müssen wir dann für einige Minuten des „Genusses“ Millionen von
nichtmenschliche Tiere quälen, einsperren, misshandeln, versklaven
und töten?
Wieso
bringen wir ihnen weniger Mitgefühl, Verständnis und Liebe
entgegen, wenn es darum geht, sie zu essen, ihre Haut zu tragen oder
sie für medizinische Zwecke zu foltern, aber hegen und pflegen sie,
behandeln sie wie Kinder, beste Freunde, Familie, wenn es sich um
Kater Roland oder Hündin Bella handelt?
Niemand
muss heutzutage Fleisch, Eier und Milchprodukte essen, um zu
überleben, "groß und stark" zu werden (eher krank und schwach – Buchtipp: Campbell, T. Colin: The China Study) oder genügend Nährstoffe zu erhalten. Jede
Person kann es selbst entscheiden, ob sie das Leiden der
nichtmenschlichen Tiere für den Genuss in Kauf nehmen möchte oder
ob sie eine bewusste Entscheidung dagegen trifft - für mehr
Gleichberechtigung, Freiheit und das Leben!
Animal
Liberation – Human Liberation - Total Liberation!
Wenn
man die Gleichberechtigung und Freiheit der Menschen auf dieser Erde
einfordert, kann man das Leiden der Tiere nicht weiter, z.B. aus
einer speziezistischen Sichtweise heraus, ignorieren. Ich empfinde es
als widersinnig, emanzipatorische Forderungen nur auf menschliche
Tiere zu beschränken und ihren Wert höher einzustufen, als den der
nichtmenschlichen Tiere. (Genauso widersinnig, wie Tierbefreiung mit
Sexismus oder Holocaust-Vergleichen zu bewerben – siehe PeTa, deren sexistische Werbung am Gedanken der Total Liberation komplett vorbei geht, wie dieses Beispiel verdeutlicht, bei dem Gewalt und Sexismus in Humor verpackt als Werbemittel genutzt werden: https://www.youtube.com/watch?v=w7l3ojNQYsg)
Als
ein Standbein unseres kapitalistischen Ausbeutungssystems steht die
Massentierhaltung für Unterdrückung der „Schwächsten“, die
sich weniger wehren können, als menschliche Tiere. Um eine Befreiung
aller Lebewesen zu erreichen, ist somit die Befreiung der Tiere aus
diesen repressiven (repressiv = unterdrückend) Strukturen unausweichlich und folgerichtig. Auch
in der Tierausbeutungsindustrie werden Menschen ausgebeutet und unter
furchtbaren Bedingungen beschäftigt (http://www.zeit.de/2014/51/schlachthof-niedersachsen-fleischwirtschaft-ausbeutung-arbeiter).
Argumente,
wie die, dass es ja „natürlich“ wäre Fleisch zu essen und in
„der Natur“ immer so zugehe, halte ich für widerlegbar. Denn
wenn wir uns über die Jahrmillionen nicht weiterentwickelt hätten,
würden wir auch in allen anderen Bereichen noch in der Steinzeit
leben. Warum also z.B. bei der Ernährung so reaktionär bleiben?
Somit
halte ich die Idee der Total Liberation für eine plausible Theorie,
die alle linken Bestrebungen vereint und die Überwindung
aller gesellschaftlichen Unterdrückungsstrukturen
fordert, um eine „herrschaftsfreie
Gesellschaft ohne
Unterdrückung und Ausbeutung“ zu erreichen.
Ich
hoffe, ich konnte euch verständlich und interessant erläutern, wie
ich zu meiner bisherigen Einstellung gelangte. Ich freue mich über
Anregungen, Ideen und konstruktive Kritik. Auch könnt ihr mir gerne
Fragen stellen, wenn euch noch etwas unklar ist oder ihr weitere
Tipps benötigt.
Zukünftig
plane ich einen Artikel zum Thema „Leben jenseits des Kapitalismus
und Konsumrausches“, um Inhalte zum Minimalismus sowie weitere
Lebensentwürfe und Ideen zu einer nachhaltigeren, freien
Gesellschaft zu diskutieren.
Quellen:
Franzinelli, Emil, 2012:
Die moderne Tierbewegung, Artikel in: Tierbefreiung – Beiträge zu
Profil, Strategien und Methoden der Tierrechtsbewegung, hg. von Emil
Franzinelli, Andre Gamerschlag, die tierbefreier e.V., compassion
media, Münster 2014, S. 61-84
Sezgin, Hilal, 2014: Artgerecht
ist nur die Freiheit – Eine Ethik für Tiere oder Warum wir
umdenken müssen, hg. C.H. Beck oHG, München 2014
Joy, Melanie, 2013: Warum wir
Hunde lieben, Schweine essen und Kühe anziehen – Karnismus- Eine
Einführung, hg. compassion media, Münster 2013
Rude, Matthias, 2013:
Antispeziesismus – Die Befreiung von Mensch und Tier in der
Tierrechtsbewegung und der Linken, aus der Reihe theorie.org, hg.
Schmetterling Verlag, Stuttgart 2013
Viruletta: "Sexismus gegen Tierausbeutung?!", unter http://viruletta.blogsport.de/2012/02/28/sexismus-gegen-tierausbeutung/ (abgerufen am 05.08.2016)
Animals Equality: "Eier", unter http://www.animalequality.de/essen/eier (abgerufen am 05.08.2016)
Animals Equality: "Milch", unter http://www.animalequality.de/essen/milch (abgerufen am 05.08.2016)
Antispeziesistische Aktion Tübingen: "Vegan Hype: Ursachen und Vereinahmung aus kämpferischer Perspektive", unter http://asatue.blogsport.de/2014/03/22/vegan-hype-ursachen-vereinnahmung-aus-kaempferischer-perspektiven/ (abgerufen am 05.08.2016)
Roach, John: "To feed 4 billion more, skip meat, milk and eggs, study says", unter http://www.nbcnews.com/science/feed-4-billion-more-skip-meat-milk-eggs-study-says-6C10848930 (abgerufen am 05.08.2016)
Kunze, Anne: "Die Schlachtordnung", unter http://www.zeit.de/2014/51/schlachthof-niedersachsen-fleischwirtschaft-ausbeutung-arbeiter (abgerufen am 05.08.2016)